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Sorgen um die Zukunft unserer Kinder
Elif Cakmak

Meine E(r)va…

Ich bin 29 Jahre alt, eine Österreicherin, habe das Studium für Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen und bin/war als Rechnungswesenlehrerin tätig. Dank meiner Umgebung bin ich zu diesem wundervollen Beruf gelangt. Mit einer Bedeckung wäre es anders eh nicht möglich oder? Nun, ich bin eine frische und stolze Mama. Tja, noch was „unwichtiges“ über mich, ich habe einen türkischen Migrationshintergrund.

Meine kleine E(r)va ist gerade drei Monate alt. Sie ist ein wunderbares Mädchen. Sie ist meine Tochter und meine/unsere Zukunft. Momentan kommen und gehen dutzende Gedanken in mir. Ich mache mir Sorgen für ihre Zukunft. Ich weiss nicht, wie ich sie auf ein Leben in „ihrem“ Land vorbereiten soll. Bis jetzt wurden uns stets irgendwelche Bezeichnungen zu gedichtet. „Ausländer-Migranten-Mitbürger mit Migrationshintergrund“ Was ist jetzt meine Tochter? Ist meine E(r)va nun eine Österreicherin, wie eine Italienerin oder Spanierin, die in Österreich geboren und aufgewachsen ist, oder wird sie nun von der Gesellschaft als 4.Generation betrachtet. Bis heute, mussten wir, die 3.Generation, für Gleichberechtigung kämpfen und wollten die Ungerechtigkeiten beseitigen. Hat es geklappt? Nein! Trotz gleicher/besserer Kompetenzen oder gleicher/besserer Ausbildung sind wir immer noch abgestempelt. Gibt es keinerlei Änderungen? Ja, natürlich. Früher hießen wir „Ausländer“, jetzt „Mitbürger mit Migrationshintergrund“. Im Grunde ist es dasselbe. Als eine Österreicherin werde ich immer noch in die Kategorie „Andere“ hineingeschupst. Wann hört das eigentlich auf? Wann sind wir auf gleicher Ebene? 10. oder 20.Generation vielleicht? Oder gar nie?!

Kann ich meiner Tochter sagen,
dass sie eine Österreicherin ist,
dass Österreich ihr Land ist,
dass sie sich hier wohlfühlen kann,
dass sie von der Gesellschaft nicht unterdrückt wird,
und dass sie nicht für ihre Rechte kämpfen muss?

Meine E(r)va, sie ist noch so klein. Eigentlich ist es doch völlig unlogisch schon jetzt Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Wieso läuft es aber in der Realität nicht so, wie es sein sollte? Wieso bevorzuge ich lieber Schulen mit einem geringen Migrationsanteil? Nein, falsch geraten, nicht weil dort so viele Migrantenkinder sind. Sondern, die Qualität der Erziehung bzw. der ErzieherInnen spielt hier eine große Rolle. Seltsam, aber wahr.

Es gibt
LehrerInnen, die froh sind, wenn wir nur eine Pflichtschule abschließen.
LehrerInnen, die uns und unseren Kindern weiterführende Schulen abraten.
LehrerInnen, die für unsere Kinder lieber ein Sonderpädagogisches Förderzentrum bevorzugen und dementsprechend eine „tolle“ Arbeit leisten.
LehrerInnen, die selber doppelsprachig sind, sich untereinander lustig über die Grammatikfehler unserer dreisprachigen Kinder machen.
Und vieles mehr. Ist das alles euch bekannt? Mir schon.

Elif Cakmak

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