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Die Angelobung zum „ewigen Türk“ – Doppelmoral beim österreichischen Bundesheer

Wieso ich trotz feierlichen Versprechen (Gelöbnis) zur Gesetzestreue und gewissenhafter Ausübung kein Friedenseinsatz in Libanon antreten durfte und weshalb ich die Strukturen des österreichischen Bundesheeres für nicht zeitgemäß halte.

Bevor ich anfange zu texten, möchte ich noch die Gefühle aus meiner Grundwehrdienstzeit loswerden. In einer sehr gemischten Gruppe, fuhren wir in die Steiermark. Die Truppe umfasste Österreicher mit kroatischem, serbischem, bosnischem, türkischem und sogar kubanischem Migrationshintergrund. Wir haben sehr viel voneinander gelernt. Egal welchen Hintergrund man hatte, hier war jeder Kamerad, wir waren immer für einander da, den Adler am linken Arm und die Uniform trugen wir mit Stolz. Jeder Einzelne von uns hat es kaum erwarten können, das Gelöbnis abzulegen, um endlich die Kaserne mit der Uniform zu verlassen zu können und zu Hause unangemeldet unserer Familie eine freudige Überraschung zu bereiten.

Der große Tag stand vor der Tür und wir waren in der gesamten Ausbildungszeit nicht so motiviert, wie an diesem Tag. Nach langem und mühsamen Warten ging es endlich los, und wir brüllten, wie wir es zuvor geübt hatten, gemeinsam, ganz laut und mit letzter Kraft:

Ich gelobe, mein Vaterland, die Republik Österreich, und sein Volk zu schützen und mit der Waffe zu Verteidigen; ich gelobe den Gesetzen und den gesetzmäßigen Behörden Treue und Gehorsam zu leisten, alle Befehle meiner Vorgesetzten pünktlich und genau zu befolgen und mit allen meinen Kräften der Republik Österreich und dem österreichischen Volk zu dienen. Kaum hatten wir uns an die Uniform gewöhnt und schon war die, im Nachhinein betrachtet, schöne Zeit auch wieder vorbei.

Nach 3 monatiger Arbeitslosigkeit und den permanenten negativen Bewerbungsabsagen, entschied ich mich freiwillig für einen Auslandseinsatz zu melden! Beim Bundesheer spielte die Hautfarbe, die Haarfarbe und die Religion keine Rolle. Ich habe durch einige Anrufe im Nachhinein erfahren, das meine „kosovarischen“, „bosnischen“ und „serbischen“ Freunde, ihren Einsatzraum nicht aussuchen durften, weil eben die Eltern die Wurzeln in den Krisengebieten hatten. Ich hatte da mehr Glück und durfte ohne Hindernisse ein Einsatzgebiet aussuchen, also entschied ich mich für einen Kosovoeinsatz. Zuerst war ich 1 Jahr im Einsatzraum und nach ca. sechs monatiger Pause weitere 1,5 Jahre.

So und jetzt zum Eigentlichen: Nachdem ich mich 2014 wieder entschieden hatte, mich für ein Friedenseinsatz zu melden, wollte ich unbedingt nach Libanon, um mir auch mal ein Bild über die Situation im Libanon zu machen und meinen Beitrag zu leisten. Also füllte ich die gesamten Formulare aus, schickte sie weg und wurde auch zur körperlich und psychischen Eignungsüberprüfung eingeladen. Nach der gesamten Eignungsüberprüfung rief ich im Streitkräfteführungskommando Graz an.

Das Telefongespräch sinngemäß und kurzgefasst:
Ich: Begrüße Sie Hr. Vizeleutnant, ich wollte mich für den Libanoneinsatz melden, auf der Internetseite steht, dass zurzeit Leute gebraucht werden.
Vzlt: Ihre Versicherungsnummer und Geburtsdatum bitte.
Ich: xxxx/xx.xx.xxxx
Vzlt: Kamerad sie können leider kein Libanoneinsatz machen.
Ich: Aha interessant und wieso nicht?
Vzlt: Na woher sind Sie?
Ich: Aus Wien.
Vzlt: Na ich meine ihre Eltern, sie haben ja türkische Wurzeln oder?
Ich: Was spielt das für eine Rolle, woher meine Eltern sind?
Vzlt: Naja im Libanon herrscht ein Religionskonflikt und deshalb erlaubt ihr muslimischer Background den Einsatz nicht.
Ich: Ein Friedenseinsatz hätte keine Bedeutung wenn zuvor kein Konflikt herrschen würde.
Vzlt: Ja, das ist so, da können wir nichts machen.
Ich: So einfach ist das nicht, sie schließen mich aus einem Einsatzraum aus, weil meine Eltern aus der Türkei sind und die Religion als Hindernis begründet wird.

Ich lies ihm auch nicht mehr weiter reden, weil ich die Strukturen und die Macht des „Is so“ Satzes zu gut kannte. So wütend wie ich war, lautete mein letzter Satz, „sans ma net bös, aber was isn des für a Logik, ich hab a Gelöbnis für Österreich abgeben und net für Libanon, des sollt ihnen klar sein und ein „Christ“ kann genau so attackiert werden wie ein „Muslim“. Als Antwort bekam ich wieder, ja IS SO, könn ma nichts machen. Wie es beim Bundesheer halt üblich war, wenn die Logik verschwindet und der Gegenüber Recht hat und der Dienstgrad niedriger war , wurde einfach mit „IS SOOO“ geantwortet.

Und tschüss, beendete ich das Gespräch.

Obwohl ich enttäuscht war und ich immer wieder gegen Klischees in der Community wie, „die werden euch nie akzeptieren“, „egal was für ein Pass du besitzt“ etc. gekämpft habe, wurde ich selber eines anderen belehrt und ich wurde tatsächlich, aufgrund meiner Religion von einem Auslandseinsatz ausgeschlossen. Nichts destotrotz hab ich mir meine schönen und positiven Erlebnisse von so einem alteingesessenen Vizeleutnant nicht schlecht machen lassen. Ich half auch noch weiteren Freunden, einmal in ihrem Leben einen Einsatz zu machen, um Österreich und die Kultur im ehemaligen Camp Casablanca näher kennenzulernen, so schlimm war es dann nicht, wo man offen miteinander geredet hat und Vorurteile abbauen konnte. Und aus „hearst Muhammed, du bist eine Ausnahmetürk“, wurde „hearst Muhammed guat dass ich dich kennengelernt hab, ihr seids doch nicht so oarg, wie man immer glaubt“.

Deshalb bin ich der Meinung, dass Österreicher mit egal welchem (auch mit serbischen oder albanischen) Migrationshintergrund einen Friedenseinsatz im Kosovo, Bosnien, Schulter an Schulter absolvieren sollten, um eben auch den Einheimischen ersichtlich zu machen, dass sehr wohl das Miteinander funktioniert und die alten Konflikte Geschichte sind, zumindest in diesen Gebieten, wo die Konflikte längst abgebaut wurden. Das gilt auch für den Bosniaken und Serben in Bosnien, sowie es für Libanon gelten sollte und genau deshalb sollte das Bundesheer sich etwas an 2017 anpassen.

Abtreten ☺ Teil 2 to be continued

Muhammed Yüksek

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