Moscheen in Österreich öffnen zu Ramadan: Gemeinschaftsgebete möglich? Wie wirkt Corona auf Ramadan?
Österreichische Moscheen und andere Gebetshäuser sind seit mehr als 6 Wochen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Alle Gotteshäußer sollen nun ab Mitte Mai stufenweise eröffnet werden. Wird zu Ramadan in den Moscheen gebetet? Finden die Freitagsgebete, Tarawih-Gebete und Festgebete zu Ramadan statt? Dürfen Gläubige wie früher gemeinsam in einem Iftar-Ort das Fasten beenden?
Als erste Religionsgemeinschaft in Österreich hatte die IGGÖ die Gebetsräumlichkeiten wegen der Corona-Gefahr noch vor den Vorgaben der Regierung geschlossen und die Freitagsgebete ausgesetzt. Es gab Unsicherheit unter Muslimen über die Dauer der Maßnahmen. Vor allem für kleine Moscheen waren die Schließungen existenzbedrohend. Denn durch die Schließungen der Gotteshäuser fielen die üblichen Spendensammlungen bei Freitagsgebeten und Ramadan-Nachtgebeten weg. Mit den Spenden der Moscheebsucher wurden aber die Mieten, Betriebskosten, etwaige Raten und Löhne finanziert. „Machen wir unser Zuhause zu Moscheen!“ riet der IGGÖ-Präsident Ümit Vural. Österreichs Regierung verkündete, dass ab 15. Mai wieder Gottesdienste mit Gläubigen möglich sein werden und das Versammlungsverbot wurde somit endlich gelockert. „Wir wollen unsere Moscheen stufenweise öffnen. Wir bereiten gerade intern vor, wie wir den ersten Schritt ab Mitte Mai gestalten könnten“, erklärt IGGÖ-Präsident Ümit Vural. Während der Ramadan-Zeit möchte man durch Online-Angebote mit den Gläubigen weiterhin in Verbindung bleiben. „Aktuell wurden auch Schutzkonzepte erarbeitet“ berichtet uns ein Funktionär der Islamischen Föderation Wien. „Die Ergebnisse des Evaluierungstreffen mit den Religionsgemeinschaften und Verbandspräsidenten in Österreich sind wie folgt:
- Ordnerdienste in den Moscheen werden im Eingangsbereich der Moscheen stehen und sicher stellen, dass maximal so viele Gläubige gleichzeitig am Gottesdienst teilnehmen, dass pro Teilnehmer 20 m² des Gebetsraumes zur Verfügung stehen.
- Es werden keine gemeinschaftlichen Zeitgebete, Freitagsgebete, Tarawih-Gebete oder Festgebete stattfinden.
- Es werden Aufseher in den Moscheen geben, die auf die maximale Personenzahl achten und den 2-Meter-Mindestabstand im Gebetsraum sicherstellen.
- Die Gläubigen müssen im gesamten Raum Masken tragen und es werden Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt. Die Maskenpflicht gilt nicht für Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr.
- Flächen und Vorrichtungen wie z.B. Türgriffe werden von den OrdnerInnen regelmäßig desinfiziert
Möglicherweise können die Gläubigen in sehr begrenzter Anzahl auch mit eigenen Teppichen, Schutzmasken und Sicherheitsabstand in den Moscheen persönlich beten.”
Bis zum 23. Mai wird der Fastenmonat Ramadan dauern. Normalerweise besuchen Muslime zu dieser Zeit häufiger die Moscheen zum Gebet. Doch heuer wird eben alles anders sein. Via TV, Facebook und Youtube rufen die Muezzin und die Imame schon seit Wochen mit der Aufforderung „Betet zu Hause“ zum Gebet. Des Weiteren beten sie online dafür, dass die Corona-Zeiten für Österreich endlich vorbei sind. Auch die gemeinsamen traditionellen Iftar-Mahle, mit denen das Fasten täglich nach dem Sonnenuntergang beendet werden, können wegen der Ausgangs- und Besuchsbeschränkungen nicht in großen Kreisen stattfinden. Wie zuletzt die Christen zu Ostern, müssen nun auch Muslime ihre gewohnten Riten massiv ändern und dürfen ihre Verwandten und Bekannten zum Iftar oder zur anderen gottesdienstlichen Handlungen nicht besuchen. „Wir bitten alle Gläubigen um Verständnis für die noch nie da gewesenen Maßnahmen, aber die Gesundheit der Gemeinschaft geht vor“, so der Funktionär der islamischen Föderation Wien.
In Österreich leben Schätzungen zufolge 800.000 Muslime. Es gibt rund 350 Moscheen, darunter kleinere und größere. Die Umsetzung der Auflagen werde nun von der Islamischen Glaubensgemeinschaft intern beraten. Ab der Lockerung für die Religionsgemeinschaften am 15. Mai bleiben für Muslime noch acht Tage im Ramadan.